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Pflege zu Hause sichern

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Europäischer Tag der pflegenden Angehörigen am 6. Oktober: Entlastungsangebote ausbauen und ausländische Betreuungskräfte fair einbinden und anerkennen

Anlässlich des Europäischen Tags der pflegenden Angehörigen am 6. Oktober weist der Bundesverband wir pflegen auf die schwierige Lage von tausenden Familien hin, die aufgrund mangelnder Pflegeversorgung in Deutschland immer häufiger auf die Anstellung ausländischer Betreuungskräfte angewiesen sind. 

Weil Entlastungsangebote wie Tagespflegeplätze oder die Versorgung durch ambulante Pflegedienste häufig nicht verfügbar sind, sehen sich immer mehr Familien gezwungen, die Versorgung über ausländische Betreuungskräfte zu organisieren. Weit über 300.000 ausländische Betreuungskräfte – auch "Migrant Care Workers" oder "Live-Ins" genannt – sind derzeit in Privathaushalten angestellt, bislang jedoch kaum rechtlich abgesichert. 

"Viele erwerbstätige Familienmitglieder können Beruf und Pflege nicht vereinbaren, insbesondere wenn sie in zu großer Entfernung der pflegebedürftigen Eltern oder Verwandten leben. So bleibt oftmals nur die Lösung, über Agenturen ausländische Betreuungskräfte zu finden," erklärt Sebastian Fischer, Vorstandsmitglied des Bundesverbands. "Nach wie vor existiert diese Art der Pflegeversorgung in einer rechtlichen Grauzone: Familien sind oft allein mit der Verantwortung, überfordert mit ihrer Doppelrolle als Arbeitgeber und erhalten keine ausreichende Beratung oder praktische Unterstützung. Gleichzeitig arbeiten ausländische Betreuungskräfte über Vermittlungsagenturen häufig unter prekären Bedingungen – ohne faire Bezahlung oder soziale Absicherung und zumeist ohne Integration in unterstützende Netzwerke vor Ort." 

Transparente alltagstaugliche Rahmenbedingungen sind nötig

Der Verein fordert einen offeneren Umgang mit dem Thema und appelliert an die Politik, transparente alltagstaugliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Sowohl die betroffenen Familien als auch die ausländischen Betreuungskräfte müssen besser in kommunale Strukturen, Pflegeplanungen und Unterstützungsangebote eingebunden werden.

"Familien, die auf 'Live-Ins' angewiesen sind, benötigen umfassende Unterstützung und rechtliche Orientierung. Zugehende Beratungsangebote müssen ausgebaut werden und auch eine Beratung für die Rolle als Arbeitgeber einschließen. Ausländische Betreuungskräfte müssen faire Arbeitsbedingungen erhalten, einschließlich sozialer Absicherung, angemessener Bezahlung und klarer rechtlicher Rahmenbedingungen. Weder pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen noch die Betreuungskräfte dürfen Gefahr laufen, unabsichtlich illegal zu handeln", fordert Fischer. 

Um die Qualität der Pflege und soziale Teilhabe sicherzustellen, seien auch Sprach- und Pflegekurse notwendig. Ein verbesserter Dialog aller Akteure – Kommunen, Familien und Betreuungskräfte – sowie die Entwicklung integrierter Modelle formeller und informeller Pflege seien ebenso erforderlich. Letztlich müsse jedoch auch die Pflegeversorgung vor Ort viel stärker ausgebaut werden und in lokale Unterstützungsangebote investiert werden, um pflegende Angehörige zu entlasten und die Abhängigkeit von ausländischen Kräften zu reduzieren, denn diese fehlen oft der Versorgung in ihren eigenen Ländern. 

"Die Problemlage pflegender Angehöriger und die Situation ausländischer Betreuungskräfte müssen sichtbar werden und gesellschaftliche Anerkennung gewinnen. Nur so lässt sich ein Pflegesystem schaffen, das alle Akteure integriert. Wir benötigen tragfähige Lösungen, die Familien und Betreuungskräfte gleichermaßen stärken und die Qualität der Pflege sichern. Hierfür die Rahmenbedingungen zu schaffen, ist Aufgabe der Bundesregierung und auch der Länder und Kommunen", so Fischer abschließend.

Eurocarerseurocarers2025, der Dachverband der europäischen Interessenvertretungen pflegender Angehöriger, veröffentlicht zum Europäischen Tag der pflegenden Angehörigen am 6. Oktober ein Positionspapier mit Handlungsempfehlungen für die Integration ausländischer Betreuungskräfte in europäische und nationale Strategien zur Langzeitpflege.